Die Geschichte einer Gräfin, die sehr, sehr alt wurde, weil sie eine Geniesserin par Excellence war.

Sie verliess nie das Haus, ohne zuvor eine Handvoll Bohnen einzustecken. Sie tat dies nicht etwa, um die Bohnen zu kauen, schon gar nicht, um sie irgendwo einzupflanzen. Nein, sie nahm sie mit, um so die schönen Momente des Tages bewusster wahrzunehmen und um sie besser in Erinnerung behalten zu können. Jede positive Kleinigkeit, die sie tagsüber erlebte – zum Beispiel einen fröhlichen Klatsch auf der Strasse, das Lachen eines Kindes, ein köstliches Mahl, eine fantasievoll gekleidete Frau, ein schattiges Plätzchen in der Mittagshitze, einen rücksichtsvollen Mitmenschen – für alles, was die Sinne erfreute, liess sie eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Manchmal waren es gleich zwei oder drei.

Abends sass sie dann zu Hause und zählte die Bohnen aus der linken Tasche. Sie zelebrierte die Minuten, lauschte dabei inniger Musik. So führte sie sich vor Augen, wie viel Schönes ihr an diesem Tag widerfahren war und freute sich. Und sogar an einem Abend, an dem sie bloss eine Bohne zählte, war der Tag gelungen – hatte es sich zu leben gelohnt.

(Quelle unbekannt)

In diesem Sinne wünsche ich euch allen jeden Tag viele Bohnen in der linken Jackentasche. Auf ein Bohn-erfülltes, achtsames 2022!

Herzliche Grüsse vom Hof,

Tabea Münger